Sonntag, 25. Januar 2009

Kopf-Bewegung - Aus der Welt der Wissenschaft: Wie Meditation das Hirn und damit den ganzen Körper verändert

"Was tun wir, wenn wir nichts tun", fragt Ulrich Ott, Neuroforscher an der Universität Giessen, und bringt damit sein Interesse an der Meditation auf den Punkt. Nach Nichtstun sieht Meditation freilich nur oberflächlich betrachtet aus. Jede/r, die/der es schon einmal versucht hat, weiß: Meditation ist die einfachste schwierige Sache der Welt. Die Gedanken springen vom Kontoauszug zur Pizza im Kühlschrank zum Streit im Büro. BuddhistInnen nennen diese geistige Zappeligkeit "monkey mind". Doch wer meditiert, versucht, aus diesem Standardgeschnatter herauszukommen.

Wenn das gelingt, tut sich erst recht eine ganze Menge: Meditation senkt den Blutdruck, beruhigt den Herzschlag und verlangsamt die Atmung. Sie verbessert die Konzentration und macht ausgeglichener.

Die Meditationsforschung versucht nun all diese Wirkungen zu erklären. Tibetische Mönche sind besonders begehrte Studienobjekte. "Sie sind mit Zehntausenden Stunden Praxis die olympischen Athleten der Meditation", erklärt Richard Davidson, Neuroforscher an der Universität Wisconsin.

So stellte Richard Davidson bei Mönchen eine ungewöhnlich lang andauernde Gammawellen-Aktivität fest. Diese Wellen sind zwar für intensive Konzentration typisch, üblicherweise blitzen sie aber nur wenige Sekunden auf. Die Gammawellen-Intensität der Mönche durchschlug jede Skala.

In Harvard erkundeten Forscher strukturelle Veränderungen. Sara Lazar muß bei MeditiererInnen an fünf Regionen der Großhirnrinde deutliche Verdickungen. "Eines der Arelae ist für Gedächtnis zuständig", erklärt die Forscherin und spekuliert: "Vielleicht hat die Meditation eine Schutzfunktion - zum Beispiel gegen die Alterserscheinungen eines schrumpfenden Gehirns"

Diese Ergebnisse bestätigte die deutsche Psychologin Britta Hölzel an der Universität Giessen in ihrer eigenen Studie. In Harvard testet sie nun, wie lange es braucht, bis sich solche Veränderungen einstellen. Sie rekrutierte 25, in Meditation völlig unerfahrene, Testpersonen. Diese lernten eine einfache Meditationstechnik. Unwissenschaftlich betrachtet waren die Veränderungen klar: "Die Leute waren anfangs total gestresst. Aber nach acht Wochen Kurs waren sie locker und entspannt." Die noch in der Auswertung begriffenen Daten deuten auf veränderte Hirnstrukturen.

Diese Gehirnvorgänge beeinflussen außerdem den ganzen Körper. Doch niemand weiß, wie sich die Auswirkungen von Meditation in den Zellen fortpflanzen.

(Auszug aus einem Kurier-Artikel vom 10. Jänner 2009)





Meditation ist ein Ankommen im Hier und Jetzt.

Wenn wir durch gezielte Konzentration und Achtsamkeit auf ein Meditationsobjekt (z.B. unseren Atem) aus dem Geschnatter unserer Gedanken, den Ängsten, Sorgen und dem Planen aussteigen - ist es ein blitzschnelles Erwachen im Hier und Jetzt.

(Monika Krampl)

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